Sport für Kinder: Wie Vereine ihr Angebot erweitern
Sport ist für alle da – und das vor allem im Verein. Grund genug, mit Sportangeboten nicht nur Groß, sondern auch Klein anzusprechen.
Auf den Punkt
- Mit Kinder- und Jugendsport schulen Heranwachsende bereits früh ihre motorischen und kognitiven Fähigkeiten.
- Teamsportarten und Wettkämpfe prägen die soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.
- Mit den richtigen Angeboten können Sportvereine fast jede Altersklasse ansprechen – von Babyschwimmen bis Leichtathletik.
- Werden Kurse für Kinder und Jugendliche angeboten, muss der Verein seine Aufsichtspflicht ernst nehmen und Kinderschutz garantieren.
Wieso man als Verein auch schon Kinder zum Sport holen sollte
Auch wenn sich Sportvereine mit vielen ihrer Angebote direkt an Erwachsene richten: An Kursen für Kinder und Jugendliche sollte es in keinem Verein mangeln. Denn gerade hier kann von jung auf gelernt werden, wie man sich bewegt und dabei Spaß hat und gesund bleibt. Zudem spielen Sportvereine für Kinder und Jugendliche aus sozialer und pädagogischer Sicht eine enorm wichtige Rolle. Im sportlichen Wettkampf und im Zusammenspiel mit Gleichaltrigen können die Kids nämlich nicht nur ihre körperliche Leistungsfähigkeit austesten und ihre Grenzen ausloten, sondern auch mehr über Teamgeist, Toleranz und Integration lernen.
Und auch Sportvereine selbst können von der Einbindung von Kindern und Jugendlichen nur profitieren. Zum einen, weil Angebote für Groß und Klein den inklusiven Grundgedanken und den familiären Aspekt der Vereinsarbeit betonen – und zum anderen, weil die jungen Sportlerinnen und Sportler als Mitglieder geworben werden können, und dem Verein als Erwachsene im besten Fall lange treu bleiben. So pflegt der Verein nicht nur sein Image, sondern stellt sich auch langfristig für die Zukunft auf.
Warum ist Sport für Kinder wichtig?
Bewegung und Sport sind nicht nur im Alter wichtig, sondern insbesondere in der Kindheit und in der frühen Jugend. Durch Team- und Einzelsport schulen Kinder und Jugendliche frühzeitig ihre motorischen Fähigkeiten und legen die Grundlage für ein besseres Gleichgewicht und für gute Koordination. Zudem werden beim Sport die Muskulatur und die Knochen sowie das Immun- und Herzkreislaufsystem gestärkt. Gleichzeitig erhöht sich durch das Erlernen von komplizierten Bewegungsabläufen auch die kognitive Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen. Das heißt, ihr Gehirn ist in der Lage, sich flexibler auf bestimmte Herausforderungen einzustellen und schneller zu reagieren.
Nicht umsonst empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) deshalb Kindern ab fünf Jahren, regelmäßig Sport zu treiben. Kinder sollten „eine tägliche Bewegungszeit von mindestens 60 Minuten im moderaten bis intensiven Bereich“ haben. Für jüngere Kinder wird derweil eine Bewegungszeit von rund drei Stunden pro Tag empfohlen. Essenziell ist dabei auch, dass Erwachsene ihren Kindern Aktivität und Bewegungsfreude vorleben, zum Beispiel mit Fahrradtouren, Spielplatzausflügen und Spaziergängen. Die Angebote von Sportvereinen können hier einerseits genutzt werden, um die Bewegungsroutine der Kinder und Jugendlichen zu ergänzen – und andererseits, um Eltern zu entlasten.
Sportvereine bei Kindern sehr beliebt
Viele Kinder sind im Sportverein – aber wie viele genau? Diese Übersicht zeigt den Unterschied nach Alter und Geschlecht.


Zwischen 7 und 14 Jahren erreichen Jungen mit 80 % die höchste Vereinsbindung – Mädchen liegen bei 61 %. (Quelle: Deutscher Olympischer Sportbund, 2024)
Geeignete Sportarten für Kinder nach Alter
Eine kategorische Empfehlung dafür, welche Sportart Kinder in welchem Alter betreiben sollten, gibt es natürlich nicht. Trotzdem kann grundsätzlich festgehalten werden, dass viele Vereine spezielle Kurse für Kinder und Jugendliche in bestimmten Altersklassen anbieten. Eine kleine Auswahl von altersgerechten Sportarten bzw. Sportkursen haben wir hier für Sie zusammengestellt:
- Sport für Babys ab 3 Monaten
Für diese Altersklasse eignet sich vor allem das sogenannte Babyschwimmen. Dabei lernen Kinder erstmals ihre Bewegungsmöglichkeiten im Wasser kennen. - Sport für Kinder ab 2 Jahren
Beim Eltern-Kind-Turnen können Kleinkinder das Spielen mit dem Ball und simple Gymnastikübungen erlernen. - Sport für Kinder ab 4 Jahren
In diesem Alter kommen für Kinder bereits das Radfahren und das Schwimmenlernen infrage. - Sport für Kinder ab 5 Jahren
Ab jetzt können dank der fortgeschrittenen Motorik und Koordination auch andere Sportangebote wahrgenommen werden, zum Beispiel Fußball, Tanzen, Judo oder Leichtathletik. - Sport für Kinder ab 7 Jahren
Nun kommen auch andere Einzel-, Team- und Kontaktsportarten wie Handball, Tennis, Tischtennis, Volleyball, Basketball oder Reiten infrage. - Sport für Kinder ab 10 Jahren
Ab diesem Alter können Sportvereine Kinder an Leichtathletik als Wettkampfsport heranführen.
Leichtathletik: Turnen und Kinderturnen
Turnen ist für viele Vereine der ideale Einstieg in den Kindersport. Hier lernen die Kleinsten spielerisch durch Rollen, Klettern, Springen und Balancieren, ihren Körper besser zu kontrollieren. Es ist flexibel planbar und lässt sich meist mit vorhandenen Hallenzeiten und einfachen Geräten umsetzen. Um ein attraktives Kinderturnangebot aufzubauen, brauchen Sie vor allem geeignete Hallenzeiten und kindgerechtes Material (z. B. Matten, Kasten, Bälle und Balanciergeräte).
Besonders für kleinere Ortsvereine ist Kinderturnen eine Möglichkeit, regelmäßig junge Familien ins Haus zu holen. Die Einheiten können als wöchentlicher Kurs, offenes Bewegungsangebot oder im Wechsel mit Eltern-Kind-Angeboten gestaltet werden. Als Verein profitieren Sie von einer hohen Nachfrage, geringen Einstiegsbarrieren und der Chance, langfristige Vereinsbindung über Familienstrukturen aufzubauen.
Badminton, Tennis und Tischtennis
Diese Rückschlagsportarten eignen sich besonders gut für Kinder ab etwa sechs bis acht Jahren, sobald Konzentrationsfähigkeit, Reaktion und Koordination schon weiter entwickelt sind. Badminton und Tennis fördern nicht nur das Auge-Hand-Zusammenspiel, sondern auch Geduld, Taktik und Körpergefühl. In altersgerechten Gruppen und mit kleineren Spielfeldern gelingt der Einstieg besonders leicht. Auch Tischtennis wird oft unterschätzt und ist eine tolle Möglichkeit, Kinder spielerisch an Reaktionstraining und Technik heranzuführen. Es lässt sich auch bei wenig Platz gut umsetzen und eignet sich für Einstiegskurse und Kooperation mit lokalen Grundschulen.
Für Vereine bieten diese Sportarten die Möglichkeit, gezielt individuelle Fähigkeiten zu fördern und dabei auch Kinder anzusprechen, die sich im klassischen Mannschaftssport nicht wohlfühlen.
Volleyball und andere Ballsportarten
Teamgeist, Kommunikation und Bewegung – Ballsportarten wie Volleyball, Basketball oder Hockey bieten Kindern eine bunte Mischung aus Action und sozialem Lernen. Bereits ab dem Grundschulalter können Kinder in kindgerechten Spielformen an das gemeinsame Spiel herangeführt werden. „Ball über die Schnur“, Aufwärmspiele oder Wurfübungen machen nicht nur Spaß, sondern bereiten auf spätere, regelgebundene Wettkämpfe vor.
Wenn der Verein z. B. Mini-Volleyball oder Ballspiele für Grundschulkinder anbietet, schafft sportliche Grundlagen und oft auch ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Solche Gruppen lassen sich gut in den regulären Vereinsbetrieb integrieren und bieten Möglichkeiten für Vereinsaktionen, Turniere oder Ferienprogramme. Ein Vorteil für Vereine: Ballsportarten fördern regelmäßiges Training in festen Gruppen und bieten viel Potenzial für Anschlussangebote im Jugend- und Erwachsenenbereich.
Kampfsport für Kinder
Wer Kampfsport für Kinder im Verein anbieten möchte, braucht eine klare Struktur und gut geschultes Personal. Gerade im Kinderbereich kommt es auf Regeln, Rituale und ein respektvolles Miteinander an – das muss auch im Konzept und in der Kommunikation mit Eltern sichtbar sein. Zudem ist es wichtig, geeignete Trainingszeiten zu finden, die mit dem Schulalltag der Kinder kompatibel sind, beispielsweise am Nachmittag oder frühen Abend. Um ein ausgewogenes Training zu gewährleisten, sollten Trainingsgruppen alters- und gewichtsgerecht zusammengestellt werden.
Anders als häufig vermutet, geht es im Kinderkampfsport nicht um Gewalt, sondern um Körperbeherrschung, Selbstvertrauen und Konzentration. Schon Vorschulkinder können in spielerischen Einheiten erste Techniken lernen, ohne sich zu verletzen. Für schüchterne Kinder kann Kampfsport ein echter Schlüssel zur Stärkung des Selbstbewusstseins sein und für Kinder mit viel Bewegungsdrang ein Ventil, Energie gezielt einzusetzen. Die Fortschritte sind oft schnell sichtbar (z. B. durch Gürtelprüfungen), was Kindern wie Eltern Orientierung und Motivation gibt.
Können Kinder bereits Leistungssport betreiben?
Ja, Kinder können bereits Leistungssport betreiben. In einigen Sportarten ist ein früher Einstieg in den Leistungssport sogar notwendig, um internationale Spitzenleistungen zu erreichen. Erfolgreiche Athleten im Turnen oder in der Rhythmischen Sportgymnastik beginnen oft schon im Vorschul- oder Grundschulalter mit leistungsorientiertem Training.
Wichtig ist, dass sich der Sportverein realistisch einschätzt: Wer über aktive Übungsgruppen, bestehende Nachwuchsarbeit oder eine gute Anbindung an den Fachverband verfügt, kann gezielt Förderangebote für Kinder aufbauen. Kein Kind sollte Leistungsdruck erfahren müssen – der Weg zum Spitzensport ist kein Sprint, sondern ein Langstreckenlauf.
Kinderschutz: Welche Voraussetzungen gibt es für Vereine, um Kindersport anzubieten?
Auch wenn das Anbieten von Kinder- und Jugendsport für Vereine immer häufiger zum Alltag gehört: Nicht vergessen werden sollten dabei gewisse Standards, Pflichten und Sicherheitsvorkehrungen. Denn werden Kinder und Jugendliche in das Vereinsleben integriert, muss ihr Wohlbefinden und Schutz immer an oberster Stelle stehen.
Garantieren sollte ein Verein deshalb zunächst, dass seine Sportangebote für Heranwachsende auch den Kinderschutz im Auge haben. So sollte im Jugendbereich beispielsweise nur fachlich geeignetes Personal mit den entsprechenden pädagogischen Qualifikationen eingesetzt werden. Nicht zuletzt, weil Übungsleiterinnen und Übungsleiter im Rahmen der Vereinsarbeit die Aufsichtspflicht innehaben. Zu einer notwendigen Überprüfung ihres Hintergrunds gehört auch die Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses.
Unabdingbar ist darüber hinaus auch das Aufstellen eines Kinderschutzkonzepts für den Verein. Dazu gehören die Ernennung eines oder einer Kinderschutzbeauftragten (oder mehrerer), die Erarbeitung eines Verhaltenskodex gegenüber Kindern und Jugendlichen und das Abhalten von entsprechenden Informationsveranstaltungen. In dem Verhaltenskodex sollte der Verein unter anderem Stellung dazu nehmen, wie er Schaden von Kindern und Jugendlichen abwenden will, welche Vorkehrungen und Maßnahmen er zur Prävention von sexuellen Übergriffen trifft und welche Richtlinien und Zuständigkeiten für den Krisenfall gelten.
Qualifizierte Übungsleiter für Kinder- und Jugendsport einstellen
Wenn ein Verein Sportangebote für Kinder und Jugendliche anbietet, dann braucht er dafür qualifiziertes Personal. Nicht zuletzt bzw. insbesondere deshalb, weil Eltern ihre Aufsichtspflicht für Kinder und Jugendliche beim Vereinssport an den Verein übertragen und dieser sie wiederum an seine Trainer und Übungsleiter delegiert. Wenn es jedoch zu einem Sportunfall kommt, oder dem Übungsleiter die Verletzung der Aufsichtspflicht vorgeworfen wird, steht die ARAG Sportversicherung dem Übungsleiter zur Seite.
Übungsleiterinnen und Übungsleiter sollten über den nötigen fachlichen Hintergrund verfügen, Berufserfahrung bzw. Lehrerfahrung mitbringen und Spaß daran haben, mit Menschen zu arbeiten. Eine Grundlage für diese Qualifikationen bieten die sogenannten Übungsleiterscheine (A, B und C), die über die jeweiligen Landes- und Regionalverbände erworben werden können. In den entsprechenden Kursen lernen Bewerber unter anderem mehr über die Vermittlung von sportartübergreifenden Kenntnissen, über die Entwicklung verschiedener Sportangebote und über pädagogische Fähigkeiten.
Gerade kleinere Vereine haben angesichts schlechter finanzieller Ausstattung jedoch oftmals Probleme, qualifizierte Übungsleiterinnen und Übungsleiter einzustellen. Hier kann es sich deshalb lohnen, Förderungen wahrzunehmen und entsprechende Anträge zu stellen. Gerade für die Übungsarbeit werden von den Landessportbünden nämlich immer wieder Fördertöpfe und Zuschüsse bereitgestellt.