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Was ist ein Pflegetagebuch?

Ein Pflegetagebuch dient der Einschätzung der Pflegebedürftigkeit eines Menschen, die von einem Gutachter des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse (MDK) vorgenommen wird. Sie ist Voraussetzung für die Einteilung in sogenannte Pflegestufen, die mit der Pflegereform 2017 dann Pflegegrade heißen.

Das Führen eines Pflegetagebuches ist grundsätzlich freiwillig. Die Mühe lohnt aber als Vorbereitung auf das Gespräch mit dem Gutachter des MDK, denn Sie notieren alle Aktivitäten für die Person, um die Sie sich kümmern. Sie erfassen schriftlich die einzelnen Aspekte der Pflege, die beim hilfebedürftigen Menschen täglich zu erledigen sind. So wird der vollständige Hilfebedarf ganz genau dokumentiert. Das ist viel exakter als etwa ein mündlicher Bericht, beim man schnell etwas vergisst.

Sollten Sie eventuell mit der Entscheidung über die Pflegestufe nicht einverstanden sein und Widerspruch einlegen, ist das Pflegetagebuch zudem ein hilfreiches und wichtiges "Beweismittel".

Basis für Pflegedokumentation und Pflegeplanung

Basis für Pflegedokumentation und Pflegeplanung

Die zu dokumentierenden Inhalte der Pflegeplanung orientieren sich am sogenannten Pflegeversicherungsgesetz. Nach diesem besteht die Möglichkeit zur Beantragung von Leistungen. Die Begutachtung durch den medizinischen Dienst erfolgt grundsätzlich in den Räumen des Pflegebedürftigen. Somit sollten Sie alle entsprechenden Tätigkeiten in eben diesen Räumen und der damit verbundenen konkreten Situation dokumentieren.

Dokumentiert werden darf nur das, was Sie tatsächlich als Leistung erbringen und nicht, was theoretisch bei Vorliegen einer bestimmten Pflegestufe erbracht würde. Es ist ratsam, bei der Dokumentation nicht nur die jeweiligen Tätigkeiten, sondern darüber hinaus auch die erforderlichen technischen Hilfsmittel anzugeben. Sind noch keine solchen vorhanden, kann anhand der Tätigkeitsbeschreibung aufgezeigt werden, für welchen Zweck ein entsprechendes Hilfsmittel benötigt wird. Auch hierfür können Leistungen beantragt werden.

Was gehört in ein Pflegetagebuch?

Das Pflegetagebuch basiert auf Zeitangaben, die bei den einzelnen Pflegetätigkeiten in das Tagebuch eingetragen werden.

Infografik zum Pflegetagebuch
Icon Körperpflege

Körperpflege

beispielsweise Waschen, Baden, Zahnpflege, Toilettengang, Bekleidungswechsel

Icon Ernährung

Ernährung

beispielsweise mundgerechte Nahrungszubereitung, Unterstützung bei der Nahrungsaufnahme

Icon Mobilität

Mobilität

beispielsweise Aufstehen, Hinlegen, An- und Auskleiden, Laufen, Begleitung zu Terminen außer Haus

Icon Hauswirtschaft

Hauswirtschaft

beispielsweise Einkaufen, Kochen, Putzen, Wäsche waschen

 

Wie lange sollte ein Pflegetagebuch geführt werden

Sobald ein Antrag auf Leistungserbringung beim Kostenträger eingeht, ist dieser verpflichtet, innerhalb von vierzehn Tagen einen Termin zur weiteren Beratung bereitzustellen. Dieser Zeitraum sollten Sie für die Dokumentation der täglichen Pflege nutzen. Führen Sie das Pflegetagebuch mindestens zwei Wochen lang lückenlos, um sinnvoll Auskunft über den Hilfebedarf geben zu können. Schließlich vermag der Gutachter nur das zu beurteilen, was er bei seinem Hausbesuch feststellen kann. In diesem Sinne erlebt er lediglich eine Momentaufnahme der tatsächlichen Pflegesituation.

Bei einer mindestens zweiwöchigen Pflegedokumentation kann sich die Beurteilung der Pflegestufe nah an der Realität orientieren. Darüber hinaus kann im Fall eines Widerspruchsverfahrens ein Pflegetagebuch detailliert Auskunft geben. Die Ausführungen können mit den vom Gutachter angegebenen Zeitwerten für eine jeweilige Leistung verglichen werden.

Pflegetagebuch bei Demenz

Pflegetagebuch bei Demenz.
Ein Beispiel:

Eine vorliegende Demenz stellt einen zusätzlichen Aspekt im Pflegetagebuch dar. Hierbei handelt es sich um eine sogenannte Einschränkung im Bereich der Alltagskompetenzen. Der pflegebedürftige Mensch mit einer bestehenden Demenz hat einen gesetzlichen Anspruch auf zusätzliche Leistungen, die über die eigentliche Pflegestufe hinaus reichen. Je nach Schweregrad der Erkrankung können die Leistungen 100 bis 200 Euro im Monat ausmachen. Sie werden für spezielle Betreuungsleistungen zur Verfügung gestellt und müssen gesondert beantragt werden.

Ein Beispiel für das Kenntlichmachen einer Demenz im Pflegtagebuch wäre das Dokumentieren des Hilfebedarfs in sämtlichen Alltagssituationen. Hierzu zählt meist das Unvermögen, Situationen sachgerecht einzuschätzen, sich im Hier und Jetzt adäquat zu orientieren oder selbst- und fremdgefährdendes Verhalten. Detaillierte Angaben für Dokumentationen bei Demenz können beispielsweise bei der Deutschen Alzheimer Gesellschaft erfragt werden.

 

Wo bekomme ich ein Pflegetagebuch?

Vordrucke für Pflegetagebücher sind kostenfrei und werden von den Krankenkassen und Pflegekassen zur Verfügung gestellt. Sie können sie in aller Regel von der Internetseite Ihrer Krankenkasse herunterladen. Häufig können Sie zwischen einer Version zum Ausdrucken und einer zum online Ausfüllen wählen.

Da die Vordrucke nicht einheitlich gestaltet sind, ist es häufig ratsam, zusätzliche Aspekte selbst beizufügen. Die Vorlagen der Kassen stützen sich meist nur auf die Erfordernisse der Grundpflege wie Körperpflege, Ernährung und Mobilität. Die Tabellen erfassen den tatsächlichen Aufwand häufig nicht detailliert genug. Wir empfehlen, eventuell eigene Listen anzuhängen, auf denen Sie stichpunktartig den Tagesablauf beschreiben. So kann der Gutachter die konkrete Situation noch genauer einschätzen.

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