Neuer Fall aus der Praxis
Nikolausfeier beim TSV.
Die Kinder warteten aufgeregt und durcheinander plappernd auf die Überraschung, die vom Trainer angekündigt worden war. Immer wieder liefen sie zu den Fenstern des Vereinssaales, um zu schauen, ob sich draußen schon irgendwas tut.
Der Trainer freute sich auf die Überraschung, die er für seine kleinen Schützlinge geplant hatte. Sein alter Kumpel Paul* hatte sich bereit erklärt, im Nikolauskostüm und gemeinsam mit „Knecht Ruprecht“ Leo B. von der freiwilligen Feuerwehr die Kinder des Turnvereins zu besuchen.
Paul war mit einem schweren Geschenkesack unterwegs, Leo stapfte hinter ihm durch den frisch gefallenen Schnee. Plötzlich gab es ein lautes Gepolter, einen Aufschrei und der Nikolaus lag mit seinem ganzen Gepäck der Länge nach auf dem Boden. Er war auf einer Eisplatte ausgerutscht, die vom Pulverschnee bedeckt nicht sichtbar gewesen war.
Paul hatte sich eine Beckenring- und Oberarmfraktur zugezogen, die ihn 6 Wochen in stationäre und weitere 10 Wochen in ambulante Behandlung zwang. Es kam noch schlimmer: Er blieb auf Dauer in seiner Erwerbsfähigkeit eingeschränkt.
Für den Schaden hatte der Verein zu haften, der ganz offensichtlich seiner Räum- und Streupflicht nicht nachgekommen war.
Jeder Verein ist nämlich verpflichtet, die Gehwege im Winter in einem verkehrssicheren Zustand zu halten. Nicht nur bei Privatwegen, auch bei öffentlichen Wegen trifft diese „Verkehrssicherungspflicht“ in der Regel auch Vereine, denen die Gemeinden die Räum- und Streupflicht übertragen haben.
Gegenüber dem Verein wurden erhebliche Schadenersatzansprüche geltend gemacht. Neben einer hohen Schmerzensgeldzahlung und einem Ausgleich zum Erwerbsschaden mussten dabei auch die Ansprüche des Krankenversicherers befriedigt werden. Die ARAG als zuständiger Sport-Haftpflichtversicherer des Vereins bzw. des Platzwartes leistete deshalb Zahlungen in Höhe von 52.000,- Euro.
Seit diesem Ereignis achtet der Verein sehr genau auf seine Verkehrssicherungspflichten. Und die Kinder darauf, dass dem Nikolaus nie mehr etwas passiert.
*Namen von der Redaktion geändert